Staatliches Berufliches
Schulzentrum Ansbach-Triesdorf

Am 01.05.2024 starteten um 7 Uhr 45 Schülerinnen und Schüler der 12. Klassen Landwirtschaft und der HDL23 mit dem Bus an der Berufsschule in Triesdorf. Etwa gegen 10 Uhr kamen wir beim Heslerhof, dem elterlichen Betrieb einer Schülerin, im Allgäu an. Dort wurden wir herzlich empfangen und in zwei Gruppen eingeteilt.

20240501 111047 bearbDie erste Gruppe wurde von einem der beiden Betriebsleiter durch die Biogasanlage geführt und über die Außenwirtschaft informiert. Die zweite Gruppe startete mit einer Führung durch den Milchviehstall. Der Boxenlaufstall ist bereits 40 Jahre alt und beinhaltet seit 17 Jahren einen DeLaval Melkroboter. Seit 2010 gibt es zusätzlich noch einen Laufhof. Der Stall ist mit Tiefboxen ausgestattet, die jeden Morgen mit frischem Stroh oder Kalk eingestreut werden. Durchschnittlich hat der Betrieb ca. 60 laktierende Kühe der Rassen Schwarzbunt, Braunvieh, Wagyu und Jersey. Der Stalldurchschnitt liegt derzeit bei 9.900 Liter je Kuh und Jahr. Die Trockensteher und die Kälber werden in Strohbuchten gehalten. Da es der betriebseigene Platz nicht zulässt, werden die Jungrinder auf einen benachbarten Betrieb gebracht, der ca. zehn Kilometer entfernt liegt. 1995 starteten sie mit einem weiteren Standbein, der Direktvermarktung von Vorzugsmilch. Durch die immer weiter zunehmenden Auflagen und schließlich auch anstehende teure Investitionen wurde dies allerdings nach einiger Zeit wieder eingestellt. Der Betrieb ist ein Familienbetrieb, in dem zwei Familien komplett beschäftigt sind. Derzeit arbeiten auf dem Betrieb zusätzlich noch drei Festangestellte und fünf Aushilfskräfte. Der Betrieb bewirtschaftet insgesamt 150 ha, hiervon sind 110 ha Dauergrünland und 40 ha Acker. 1999 gründeten die beiden Brüder Clemens und Gregor Maier bei der Hofübergabe eine GbR. Zu dieser Zeit wurde die erste Biogasanlage mit 50 kW erbaut. Seit 2021 läuft die Anlage mit 2.200 kW installierte Leistung. Zusätzlich zur Biogasanlage wird hier das Gärsubstrat noch verdampft und abgepresst, um flüssigen ASL zu erhalten. Die Technik dafür ist von den Betriebsleitern selbst entwickelt worden. Der Sitz der eigene Metallbaufirma, „Biogastechnik Süd“, liegt in Isny. Dort arbeiten 80 Mitarbeiter. Um warmes Wasser zu speichern, ist am Betrieb zusätzlich noch ein 1.000 m³ Warmwasserspeicher installiert. Anschließend besichtigten wir noch die Alpakas und führten diese ein Stück aus. Die Alpakas werden hauptsächlich als weiteres Standbein gehalten und zum Abgrasen der steilen Hänge. Sie sind aber auch ein echter Hingucker, vor allem für Touristen. Auffällig am Betrieb waren die vielen Infotafeln, die überall am Betrieb verteilt waren. Sie dienen der Öffentlichkeitsarbeit. Zum Abschluss gab es mittags im Garten noch Pizza. Etwa 3 Stunden dauerte die Weiterfahrt nach Liebegg in die Schweiz. Dort besichtigten wir ein Landwirtschaftliches Zentrum mit einer landwirtschaftlichen Berufsschule und Weiterbildungsmöglichkeiten. In der Versuchsanstalt bewirtschaften sie ca. 45 ha, davon sind 15 ha Ackerland der Rest Grünland. Sie haben ca. 20 Mutterkühe, die auf der Weide waren und zur Pflege der Steilhänge dienen. Diese werden über das Programm „Naturabeef“ vermarktet. Ein weiteres Standbein ist der Hofladen. Dort gibt es getrocknetes Obst, Honig, Säfte und Öl. Im Milchviehstall halten sie rund 30 Milchkühe mit einer Leistung von etwa 10.000 Liter pro Kuh und Jahr. Gemolken wird im Doppel-3er-Side by Side-Melkstand. Anschließend besichtigten wir noch die Schweinehaltung, die einen Auslauf hat. Nach dem Betriebsrundgang hielt eine Mitarbeiterin der Lehranstalt einen Vortrag über die Schweizer Politik und Landwirtschaft. Wir stellten fest, dass unser Nachbarland einige Gemeinsamkeiten im landwirtschaftlichen Bereich, aber auch einige andere Herausforderungen hat. Nach dem interessanten Input fuhren wir in die Jugendherberge nach Baden und hatten Zeit zur freien Verfügung.

20240502 101400 bearbAm zweiten Tag starteten wir zur Besamungsstation „Swissgenetics“. Sie besitzen 348 Zuchtbullen auf mehreren Standorten, wofür nur etwa 60-70% für die Spermiengewinnung hergenommen werden. Die Bullen kommen mit 9-11 Monaten auf den Betrieb und bleiben 30 Tage im Quarantänestall. Das Personal darf 72 Stunden keinen Kontakt mit anderen Klauentieren haben, damit keine anderen Krankheiten in die Ställe kommen. Jungstiere haben viel Temperament, deswegen sind sie in Einzelboxen untergebracht. Alle Tiere tragen einen Nasenring. 3–4-mal pro Jahr findet die Klauenpflege bei den Tieren statt. Wir erhielten auch einen Einblick in die Samengewinnung. Etwa 3 ml Ejakulat werden pro Sprung gewonnen. Anschließend zeigte uns das Personal die Weiterverarbeitung des Samens. Als Erstes wird eine Flüssigkeit zu den Spermien gegeben und bei 38 Grad ruhen gelassen. Im zweiten Schritt wird ein Verdünner hinzugegeben und weiter heruntergekühlt. Weitere Mitarbeiter führten uns weitere Bullen verschiedener Rassen vor. Der Chef der Besamungsstation beschrieb die Zuchtwerte der Tiere und ihre Merkmale. Nach der Besichtigung legten wir eine Pause im McDonald`s ein. Nach dem Mittagessen fuhren wir weiter zu dem Ziegenhof vom „Geissenpeter“. Er besitzt 88 Milchziegen und 51 Milchschafe. Der Betriebsleiter führte uns durch seinen Betrieb, welcher seit 1953 ständig erweitert wurde. Die Milchleistung der Ziegen beträgt durchschnittlich 1000 Liter pro Jahr und wird komplett in der hofeigenen Käserei verarbeitet. Durch den Produktionskreislauf hat der Betrieb eine große Wertschöpfung. Er produziert ein sehr weit verbreitetes Produkt, den „Chäse vom Geissenpeter“. Wir probierten verschiedene Käsesorten aus Schaf- und Ziegenmilch. Das Highlight der Betriebsführung war das Melken im 16er Side by Side-Melkstand. Ein Wettmelken am Schluss zwischen uns Schülern durfte nicht fehlen. Die frisch gemolkene Milch probierten wir danach. Nach der Besichtigung ging es mit dem Bus zur Jugendherberge nach Baden zurück.

20240503 093411 bearbAm letzten Tag reisten wir um 8:00 Uhr nach dem Frühstück von der Jugendherberge ab und machten uns auf den Weg nach Zürich. Um 09:00 Uhr trafen wir uns dann mit zwei Stadtführern im Hauptbahnhof, wo wir dann in zwei Gruppen unterteilt wurden und eine Stadtführung bekamen. Zuerst bekamen wir Informationen über den Hauptbahnhof und die erste Zugstrecke in der Schweiz, die von Zürich nach Baden führte und 23 km lang war. Heute gibt es fast über 3000 Zugverbindungen am Hauptbahnhof in Zürich. Dann gingen wir weiter und schauten uns die Statue von Alfred Escher an, der in Zürich geboren wurde und eine der wichtigsten Personen der Stadt war. Er hat die ETH gebaut, sowie die Bank und sorgte für eine Altersversicherung für Gastarbeiter. Von dort aus liefen wir die Bahnhofstraße entlang, früher war diese ein stinkender, stehender Froschgraben, da dieser außerhalb der Stadtmauer lag. Heute ist die Bahnhofstraße eine weltbekannte Einkaufsstraße und zentraler Punkt Zürichs. Direkt an der Bahnhofstraße steht eine Statue von Pestalozzi. Er war ein sehr bekannter Bauer, da er damals schon, im 19. Jahrhundert, besondere Dünger einsetze und seine Tiere Weidegang genießen durften, was für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich war. Er setzte sich auch dafür ein, dass Mädchen zur Schule gehen durften und war gut befreundet mit Goethe und anderen sehr bekannten Menschen dieser Zeit. Danach gingen wir weiter zum Lindenhof. Dies ist ein kleiner Hügel direkt in Zürich, mit einer schön ruhigen Atmosphäre durch die Lindenbäume und toller Aussicht auf die Stadt und die Berge. Anschließend lernten wir, dass Zürich in der Römerzeit TVRICVM (Turikum) hieß und die Stadt evangelisch ist. Als nächstes liefen wir dann an der Sankt Peter Kirche vorbei, welche das größte Ziffernblatt der Kirchturmuhr in Europa besitzt. Das Fraumünster, das Ludwig der Deutsche als Kloster für seine zwei Töchter bauen hat lassen, begutachteten wir von außen und liefen danach durch die Altstadt zum Großmünster, wo unsere Stadtführung um 10:30 Uhr endete. Die Stadtführung gefiel uns allen sehr gut. Bis 14:00 Uhr hatten wir dann Zeit zur freien Verfügung in der Stadt und fuhren danach mit dem Bus wieder Richtung Heimat. Am Abend waren wir zum Abschluss beim gemeinsamen Abendessen im Gasthof zur Tenne in Bernau bei Feuchtwangen. Gegen 20 Uhr kamen wir wieder in Triesdorf an. Die Lehrfahrt hat uns allen sehr gut gefallen und wir hatten eine lehrreiche und schöne gemeinsame Zeit.

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Bericht: Anika Broos (L12a), Julian Wikarek (L12a), Lukas Lang (L12a), Christoph Thorwart (L12a), Maria Maier (HDL23)

Fotos: Marie Behringer