Staatliches Berufliches
Schulzentrum Ansbach-Triesdorf

Zeitzeuge 2Die Biografiearbeit, die Beschäftigung mit dem Lebensweg der Menschen, die betreut und versorgt werden, ist ein wichtiger Lerninhalt im Wahlpflichtfach „Grundversorgung und Betreuung alter, erkrankter Menschen“. Im Rahmen dieses Themas wurde Herr Günther Saal am Freitag, 6. März 2020, als Zeitzeuge eingeladen. Er hatte als junger Mann den 2. Weltkrieg in Ansbach erlebt.  Da dieses Thema großes Interesse weckte, nahmen auch  die Schüler*innen des Wahlpflichtfachs „Grundversorgung, Bildung und Erziehung von Kindern“ mit ihrer Lehrkraft Frau Schmidt an dem Vortrag teil.
Herr Saal stellte sich zunächst vor. Im Jahr 1929 geboren konnte er nach dem Krieg seinen Berufswunsch „Apotheker“ nicht erlernen. Er studierte dann Berufsschullehramt als Diplom-Handelslehrer in Nürnberg und unterrichtete viele Jahre an der Staatlichen Berufsschule I bis zu seinem Ruhestand.

 

Als Teenager erlebte er die letzten Kriegsjahre in Ansbach. Er war Ministrant in der katholischen Kirche und im Rahmen dieses Amtes gehörte es auch zu seinen Pflichten bei Beerdigungen den Pfarrer zu unterstützen. Er wunderte sich, dass es Beerdigungen gab, bei denen kein einziger Angehöriger dabei war. Ihm wurde erst später klar, dass es sich wohl um Euthanasie-Opfer gehandelt hatte und die Angehörigen erst nach der Beerdigung verständigt wurden, damit sie keine Probleme machten. Diese Erfahrungen prägten ihn damals schon sehr stark und beschäftigen ihn auch heute noch. 
Ein weiteres Erlebnis beeindruckte die Schüler*innen: Der Bahnhof Ansbach war als zentraler Bahnhof immer wieder Angriffspunkt für Bombenangriffe. Als die Bahnlinie Ansbach-Nürnberg zerstört wurde, musste Herr Saal als 15-Jähriger Pläne für die Firma MAN von Ansbach nach Nürnberg bringen: er konnte damals nur mit dem Fahrrad fahren. Ab und zu durfte er mit einem Militärfahrzeug mitfahren, aber nur auf der Kühlerhaube, wo er nach Tieffliegern Ausschau halten sollte. Allerdings bewahrte ihn diese Tätigkeit davor, in den letzten Tagen mit einer Kompanie junger Soldaten Panzer anzugreifen. Die Firma MAN hatte ihn nach Nürnberg angefordert.
Aus dem kirchlichen Dienst kannte Herr Saal auch Robert Limpert persönlich. Robert  war Musikschüler bei Herrn Saals Tante. Der junge Ansbacher Gymnasiast hatte in den letzten Kriegstagen ein – bereits stillgelegtes  - Telefonkabel durchschnitten, wurde verraten und am Rathaus aufgehängt. Als der Strick riss, rannte Limpert davon, wurde aber wieder gefangen und zum zweiten Mal aufgehängt.
Beeindruckt hörten die Schüler*innen und Schüler Herrn Saals Zeitzeugenbericht zu. Viel zu schnell ging die Zeit vorbei. Herr Saal beantwortete noch offene Fragen und beendete seinen Bericht mit der Aufforderung an die Schüler*innen, nicht aufzugeben, auch wenn der Lebensweg manchmal anders verläuft als gedacht. Dies könne auch durchaus viele Vorteile haben. Er habe es nie betreut, dass er nicht Apotheker werden konnte, sondern Lehrer geworden ist.

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Bericht und Fotos: Inge Bühler-Saal, StDin

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