Staatliches Berufliches
Schulzentrum Ansbach-Triesdorf

Montag, 31.03.2025

Den Anfang des Programms für die Woche läutete der Direktor des Lycèe La Faye mit einer Vorstellung der schulischen Ausbildungsmöglichkeiten ein. Diese beinhalten eine vollschulische Ausbildung mit 4-9 Wochen Praxis im schuleigenen Betrieb. Das abgedeckte Berufsfeld besteht aus einer Ausbildung zum Landwirt/in, zur Fachkraft Agrarservice und zum/r Vermarkter/in für landwirtschaftliche Produkte.

Die Art der Ausbildung unterscheidet sich erheblich vom deutschen System. Hier wird stark auf eine theoretische und modellhafte Ausbildung gesetzt und mit neuster Simulationstechnik gearbeitet. Dies ist vor allem im Bereich Schlepper fahren wichtig, da hierfür in Frankreich als Landwirt/in kein Führerschein benötigt wird. Insgesamt wird die Ausbildung klar und schrittweise durchgeführt:

1. Lernen der nötigen Theorie

2. Verstehen und üben des Gelernten mit Modellen und Simulatoren

3. Anwenden des Gelernten in der betrieblichen Praxis.

Montag Lycee 2 bearb paintDer Betrieb bewirtschaftet 208 ha auf drei Standorten, davon 14 ha Obstplantagen (biologisch und konventionell), 20 ha Getreide für Kraftfutter und 100 ha Dauergrünland. Die Viehhaltung ist untergliedert in Mutterkuhhaltung (100 abgesetzte Kälber/Jahr), Färsenmast, Jungbullenmast und Mutterschafhaltung.

Nach dem Mittagessen fuhr uns der Bus zu einem Betrieb mit Gänsemast, Walnussplantagen und Trüffelsuche. Den Hauptteil des Geschäfts bestreitet der Betrieb mit dem Vermarkten von weiterverarbeiteten Gänsen aus der eigenen Mast. Diese ist besonders, da die Gänse nach knapp vier Monaten in einen Stall kommen, in dem sie gestopft werden, um die in Frankreich beliebte Delikatesse „Foie Gras“ (Stopfleber) herzustellen. Diese ist in Deutschland aus tierschutzrechtlichen Gründen verboten. Jedoch ist der Betrieb von seinem Konzept überzeugt, was der Betriebsleiter bei der Vorstellung betonte. Das Konzept beinhaltet eine ganzjährige Weidehaltung der Gänse (ausgenommen Endmast und Mastbeginn) auf den Walnussplantagen, was eine Düngerreduzierung von ca. 25 % mit sich bringt. Zudem werden alle 2000 jährlich produzierten Gänse am Betrieb geschlachtet, weiterverarbeitet, haltbar gemacht und verkauft. Dasselbe gilt für die am Hof gefundenen Trüffel, welche mit dem Gänsefleisch verarbeitet werden und Walnüsse. Auch die beim Schlachten der Gänse anfallenden Federn werden an einen Kissenhersteller verkauft. Somit ergibt sich ein sinniges und geschlossenes Betriebssystem, welches uns mithilfe eines Lehrfilms nähergebracht wurde.

Der letzte Programmpunkt des Tages, war ein gebührender Empfang im Rathaus von Saint-Yrieix-la-Perche, wo uns Mitglieder des Stadtrats und die Bürgermeisterin willkommen hießen. Deutsche wie Franzosen sprachen Worte der Freundschaft und tauschten Köstlichkeiten aus. So stellte die Bürgermeisterin mit der Metapher eines Tellers die wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Region vor. Und im Anschluss durften wir den bekannten Apfelsaft mit Sprudel und Madeleines probieren.Montag Empfang bearb paint

Dienstag, 01.04.2025

Unser zweiter Tag startete wieder mit einem gemeinsamen Frühstück in der Schulkantine. Danach ging es mit dem Bus ca. eine Stunde nach „Gaec de la Prade“ zu einem Milchviehbetrieb mit eigener Milchverarbeitung und einer Biogasanlage. Dort angekommen teilten wir uns in zwei Gruppen auf. Eine besichtigte die eigene Käserei und die andere den Stall und die Biogasanlage.

Dienstag Hofladen bearb paintAm Betrieb gibt es 50 laktierende Kühe mit einer Durchschnittsleistung von 6.000 Litern. Die gesamte Menge – ca. 300.000 Liter pro Jahr - wird nahezu komplett zu eigenen Produkten wie Käse, Joghurt und Frischkäse verarbeitet. Diese werden an sechs Tagen der Woche selbst auf Märkten und im eigenen Hofladen vermarktet. Die einzelnen Produktionsschritte von der Milch im Tank zu den eigenen Produkten wurden uns von einer Angestellten näher erläutert.

Die andere Gruppe wurde vom Betriebsleiter über den gesamten Betrieb geführt. Die Kühe werden bis zur Weidezeit ausschließlich mit Heu aus eigenem Anbau gefüttert. Die eigene Biogasanlage besteht seit 2005. Der Betriebsleiter bekam Inspiration durch deutsche Biogasanlagenbetreiber und setzte sein Konzept als ziemlich erste Anlage in Frankreich um. Die Anlage wird hauptsächlich mit Rindermist und Abfällen (Marmeladenabfälle und eigene Molke) aus der Region geführt.

Auf seinem Betriebsstandort wurde später eine Gemeinschaftsanlage mit fünf Betreibern gebaut. Diese hat eine jährliche Flächenkapazität von rund 600 ha aller Betreiber. Einsatzstoffe sind hauptsächlich Dauergrünland und Mist. Aufgrund der Hanglagen und der jährlichen Niederschläge von über 1000 mm ist der Maisanbau in der Region eher schwierig. Die Anlage wird hauptsächlich als Gasaufbereitung fürs Netz sowie zur Stromproduktion genutzt. Diese hat eine garantierte Gasabnahme von 20 Jahren. Zum Abschluss gab es die Möglichkeit im Hofladen etwas zu kaufen.

Anschließend fuhren wir in die „Auberge de Gouffre“. Dort bekamen wir ein 3-Gänge-Menü, danach stand die Besichtigung der Tropfsteinhöhle „Gouffre de Padirac“ an. Diese wurde von Édouard-Alfred Mantel im Jahr 1989 entdeckt. In 103 Metern Tiefe entdeckten wir verschiedenste Stalagmiten, Stalaktiten und großartige Formationen. Auf einer Bootstour mit eigenem Gondoliere über den unterirdischen Fluss machten wir uns auf die Spuren des Entdeckers durch das Höhlensystem. Auf dem Heimweg legten wir noch einen Zwischenstopp in einem der schönsten Dörfer Frankreichs „Collonges la Rouge“ ein. Der rote lokale Sandstein ist namensgebend für die Stadt. Nachdem wir mit dem Bus zum Internat gefahren sind, aßen wir in der Schulkantine gemeinsam zu Abend.

Nach dem Abendessen gab es gemeinsame Aktivitäten, die Kontakte zu französischen Schülerinnen und Schülern konnten ohne Probleme beim Fußball hergestellt werden. Außerdem konnten wir bekannte Gesichter aus dem letztjährigen Deutschlandbesuch der französischen Gruppe identifizieren.

Mittwoch, 02.04.2025

Wie gewohnt trafen wir uns um 06:30 Uhr zum Frühstück in der Schulkantine. Danach startete die zweistündige Busfahrt zur Schule Lycée agricole de L’Oisellerie. Diese befindet sich in einem ehemaligen Jagdschloss, an dem Falkenjagd betrieben wurde. An der Schule werden sechs verschiedene Ausbildungen im Bereich Landwirtschaft angeboten. Außerdem kann dort das Abitur, sowie ein Bachelor- und Masterstudium absolviert werden. An der Schule befinden sich derzeit 450 Schüler, an einem weiteren Standort werden 250 Schüler unterrichtet.

Die Schwerpunkte des Betriebs liegen beim Weinanbau für Traubensaft, Wein und Cognac, Milchviehhaltung und Ackerbau. Im kleinen Rahmen wird Floristik, Baumschule, Baumpflege und Gemüsebau unterrichtet.

In altmodischen Gebäuden befinden sich 80 Milchkühe der Rassen Braunvieh und Holstein und Kreuzungen aus denen. Ein Neubau der Stallungen ist angedacht. Die Kühe, die in dieser Region nicht enthornt werden dürfen, werden an einem einseitigen Melkstand mit acht Plätzen in zwei Stunden je Melkzeit gemolken. Die Milchleistung liegt bei 8800 kg je Kuh und Jahr, die Fütterung setzt sich aus den Komponenten Luzerne, Heu und Mais zusammen. Auf ihren feuchten Weiden rund um den Betrieb befinden sich Angusrinder, diese kommen mit diesen Voraussetzungen gut zurecht.

Für den Weinbau werden 34 ha maschinell bewirtschaftet. 4 ha werden ökologisch bewirtschaftet, die restlichen 30 ha konventionell aber mit geringstmöglichem Pflanzenschutzmitteleinsatz. Die Unkrautbekämpfung erfolgt durch Grubbern jeder zweiten Gasse zwischen den Weinreben. Die restlichen dienen als Fahrgassen für die Maschinen. Zur Pflege der Weinstöcke werden alle Austriebe bis auf zwei zwischen Januar und März geschnitten. Die übrigen zwei werden an Drähte gebunden, um eine schmale, für maschinelle Ernte geeignete Rebe zu erreichen. Bei dieser Arbeit durften wir heute teilweise zuschauen. Anschließend wurden uns die neuangepflanzten Reben gezeigt, die drei Jahre ohne Ertrag gepflegt werden müssen, bevor diese im vierten Jahr geerntet werden können.

Mittwoch Cognac bearb paintZum Betrieb gehört auch eine Plantage mit alten Rebstöcken, die als Genetik-Sammlung dienen. Nach der Ernte werden die Trauben in einem Pressanhänger gefüllt, in dem der Saft für die Verarbeitung gepresst wird. Der Saft gelangt in Tanks, wo er für die Cognac-Produktion innerhalb von 5 Tagen zu Wein vergoren wird. Der Wein wird anschließend in der Destillerie destilliert, sodass ein Alkoholgehalt von 86 % erreicht wird. Diese aromareiche Lösung wird in Eichenfässern, die dem Cognac seine typische Farbe verleihen, für mindestens 3 Jahre gelagert. Der Cognac, der verkauft wird, besteht aus Mischungen verschieden alter Chargen, um unterschiedliche Aromen einfließen zu lassen. Die Vermarktung erfolgt unter anderem in den Hofläden der verschiedenen Landwirtschaftsschulen. Eine Verkostung des „Pineau des Charentes“ war ein gelungener Abschluss dieses Programmpunktes.

Nach einer zweistündigen Busfahrt durften wir den Atlantik hautnah erleben, indem einige Mutige bei den niedrigen Temperaturen baden gingen.Mittwoch Atlantik bearb paint

Im Anschluss besichtigten wir eine Austernzucht, die an eine landwirtschaftliche Schule angegliedert ist. Dort werden jährlich 12 t Austern gezüchtet und verkauft. Diese benötigen drei Jahre, bis sie groß genug gewachsen sind, damit sie verkauft werden können.

Seit 1850 werden in Frankreich Austern gezüchtet. In dieser Zeit wurde die hauptsächlich vertretene Art drei Mal gewechselt, da nach je ca. 50 Jahren die Arten zu stark unter Parasiten litten. Für die Zucht werden Larven der Austern zunächst an Sandkörner angelagert und wachsen so weit, dass diese dann in Körben oder Säcken im Meer ausgebracht werden können, wo diese heranwachsen, bis sie verkauft werden. Die Larven werden in der Zucht produziert und mit Algen, dem Hauptnahrungsmittel der Austern, gefüttert.

Neben Austern werden noch Garnelen gezüchtet, die dann den Boden aufwirbeln, um eine gute Nährstoffzufuhr für die Austern zu gewährleisten. Versuchsweise wird auch eine Symbiose zwischen Austern und verschiedenen Fischarten wie zum Beispiel Forellen getestet.

Bevor wir in unsere Unterkunft zurückkehrten, durften wir zum Abschluss noch Austern verkosten, die einen salzigen, fischigen Geschmack hatten.

Donnerstag, 03.04.2025

Am Morgen stärkten wir uns mit einem gemeinsamen Frühstück in der Schulkantine für den Tag. Anschließend starte unsere Busfahrt nach La Jonchère-Sain-Maurice zu einem der führenden Zuchtbetriebe für die Rasse Limousin. Am Betrieb Trentalaud angekommen wurden wir in die Geschichte des Betriebs eingeweiht.

1954 pachtete der Großvater den Betrieb, mit drei gekauften Kühen fing die Zucht vor Ort an. Seitdem wurden nur noch Bullen zugekauft, die weiblichen Tiere kommen aus eigener Zucht. 2013 wurde der Betrieb von den jetzigen Betriebsleitern gekauft. Heute hat der Betrieb 100 Mutterkühe und bewirtschaftet eine Fläche von 130 ha, von denen 80 ha arrondiert sind. Im Sommer werden die Tiere auf der Weide gehalten, sodass die meisten Kälber auf der Weide geboren werden. Dadurch sind die Tiere einem geringeren Krankheitsdruck ausgesetzt und erleiden beispielsweise seltener an Kälberdurchfall. Im Winter sind die Tiere dann im Stall, dort erhalten sie eine Fütterung von Gras- und Maissilage, sowie Kraftfutter. Heu steht den Tieren ad libitum zur Verfügung. Für die Wettbewerbstiere, welche auf Tierschauen nach bestimmten Zuchtmerkmalen bewertet werden, gibt es individualisierte Futterrationen und sie haben im Stall ein eigenes Abteil.

Charakteristisch für die Rasse Limousin sind die braun-rötliche Farbe, sowie das helle Maul und der helle Lauf. Sie sind bekannt für ihren feinen Knochenbau, wodurch das Abkalben erleichtert wird und mehr Fleisch angesetzt werden kann. Außerdem gilt es einen geraden und breiten Rücken zu haben, sowie stabile Klauen. Bei den Wettbewerbstieren wird von klein auf die Führigkeit trainiert. Bereits eine Woche vor den Wettbewerben werden die Tiere gewaschen und hergerichtet. Geschoren werden nur die Schwanzenden. Wir durften die diesjährige Gewinnerin in der Kategorie „unter 4 Jahren“ beim Rassenwettbewerb in Paris bewundern.

Dieser Wettbewerb ist ähnlich einer Misswahl und zeichnet die besten Züchter aus. Bevor die Tiere an dem Wettbewerb teilnehmen dürfen, werden sie von den Züchtern und der örtlichen Zuchtstation begutachtet und aussortiert. Von 80 Nominierten werden nur knapp 40 für den Wettbewerb zugelassen. Der Betrieb Trentalaud nimmt bereits seit 55 Jahren an dem Wettbewerb in Paris teil.

Bei diesem Wettbewerb wird weder ein Preisgeld gewonnen noch ist es das Ziel diese zu verkaufen. Die Auszeichnung erleichtert die Vermarktung der Tiere für die Züchter. Außerdem erhalten die Züchter mehr Anerkennung in der Gesellschaft. Die Transportkosten werden allerdings vom Veranstalter getragen. Für den Verkauf der Kälber gibt es einen eigenen Markt, bei dem überwiegend die männlichen Kälber mit einem Alter von 18 Monaten bei einem Durchschnittspreis von 3200 € verkauft werden. Färsen werden auch verkauft sowohl tragend als auch nichttragend.

Bei den Bullen am Betrieb wird viel Wert daraufgelegt, dass die Bullen in der Herde aus der anliegenden Zuchtstation kommen. Nur 3 % der Herde werden künstlich besamt. Dies hat den Hintergrund, dass die „Show-Tiere“ keine Schäden durch den Bullen erhalten.

Zum Mittag durften wir dann das Limousin-Fleisch auch probieren. Nach dem Mittagessen ging es für uns in die Teilung.

Die eine Hälfte unserer Gruppe besichtigte Minerva Öle – ein privatgeführter Ölhersteller. Gegründet im Jahr 1934 - heute geführt vom Enkel des Gründers, erlebte das Unternehmen am 26.10.2017 einen schweren Rückschlag: Ein Großbrand zerstörte große Teile der Produktion und verursachte einen Schaden von 12 Millionen Euro. Doch nur ein Jahr später war die Firma wieder produktionsbereit – dank der partnerschaftlichen Zusammenarbeit und Unterstützung von anderen Ölherstellern wie z.B. Fuchs.

Heute arbeiten bei Minerva 43 Mitarbeiter. Nach dem Wiederaufbau wurde alles aus Edelstahl errichtet, um nicht nur Schmierstoffe, sondern zukünftig auch Speiseöl abpacken zu können. Denn die weltweiten Ölvorkommen reichen nach aktuellen Berechnungen nur noch für rund 40 Jahre.

Spannend fanden wir, wie Motoröl eigentlich entsteht: Vier Additiv-Hersteller aus den USA liefern spezielle Zusatzstoffe, die je nach Vorgaben der Autohersteller angepasst werden. Diese werden dann mit dem Rohöl vermischt, um das fertige Öl herzustellen. Im Labor für die Öle durften wir selbst einen Liter Motorenöl (5W-40) herstellen und konnten dabei sehen, wie sich das Verhältnis zwischen Rohöl und Additiv verhält. Dabei erfuhren wir: Solange die Additivnummer gleich ist, bleiben die Öle konstant, auch herstellerübergreifend. Um die Qualität und Zusammensetzung der Öle nachweisen zu können, muss die Firma entsprechende Zertifikate von den Autoherstellern kaufen. Alle drei Jahre müssen diese Zertifikate erneuert werden – Kostenpunkt 4.000 Euro pro Zertifikat.

Aktuell beträgt die Produktionsfläche rund 6.000 m2, diese wird aber im kommenden Jahr um 1.000 m2 erweitert. Besonders beeindruckte uns die weitreichende Automatisierung der Firma. Von der Öl-Küche über die Verpackungslinie läuft alles automatisch. Eine Produktionsline kostet ca. 800.000 €. Im Außenbereich stehen die Rohöl- und Additiv-Tanks. Einige Additive benötigen eine bestimmte Lagertemperatur, um ihre Viskosität zu behalten. Aus diesem Grund werden diese Tanks beheizt. Als Fazit lässt sich formulieren, dass Öl nicht gleich Öl ist.

Donnerstag Bijou bearbDie andere Hälfte besuchte die traditionsreiche Großbäckerei Bijou, ein Familienunternehmen, das seit 1845 besteht und mittlerweile in der vierten Generation geführt wird. Die Bäckerei verbindet Tradition mit modernster Technik und produziert täglich eine beeindruckende Menge an Gebäck.

Geschichte und Philosophie

Der Name Bijou– französisch für "Schmuckstück" – bezieht sich auf die goldene Farbe der Madeleines, die das Unternehmen berühmt gemacht hat. Die charakteristische Form der Madeleines, die an eine Jakobsmuschel erinnert, steht im Zusammenhang mit der Legende von Madlein, einem Mädchen auf dem Jakobsweg, das Gebäck in Muscheln verteilte. Seit ihrer Gründung hat sich die Bäckerei stetig weiterentwickelt. Besonders seit dem Ausbau im Jahr 1970 wurde die Produktion modernisiert, ohne jedoch die traditionellen Rezepturen zu verändern.

Produktion und Qualitätssicherung

Die Produktion in der Bäckerei erfolgt rund um die Uhr in drei Schichten. Insgesamt arbeiten 215 Mitarbeiter daran, höchste Qualität zu gewährleisten. Ein IFS-Zertifikat bestätigt die hohen Standards in der Produktion.

Tägliche Produktionsmengen:

- 30.000 Madeleines, insgesamt 6.000 Großpackungen

- 24 verschiedene Produkte, darunter Madeleines mit Rosinen, Schokoladenstücken sowie weitere Kekse und Gebäcke

Die Qualitätskontrolle hat oberste Priorität: Jede Madeleine wird einzeln verpackt, um Frische zu garantieren. Zudem wird jede verpackte Ware gewogen und auf Metallteile kontrolliert, um eventuelle Rückstände aus den Maschinen zu vermeiden. Beschädigte Gebäckstücke werden nicht weggeworfen, sondern als Großpackungen verkauft.

Produktionsablauf

Während der Besichtigung erhielten wir Einblicke in verschiedene Produktionsschritte:

1. Teigherstellung: Die Rezepte sind digital gespeichert. Mehl und Zucker werden automatisch hinzugefügt, während weitere Zutaten von Hand beigemischt werden. Anschließend wird der Teig in großen Rührmaschinen verarbeitet.

2. Formgebung: Die Kekse werden entweder ausgestochen oder per Spritztülle geformt.

3. Backen & Verpackung: Die Produkte durchlaufen einen 12-15 Meter langen Gasofen bei 200 °C und backen je nach Art 7-12 Minuten. Nach dem Abkühlen werden die Gebäcke sortiert und verpackt. Die Lagerkapazität umfasst 140.000 Kisten, in denen die Ware maximal zwei Wochen verbleibt, bevor sie weiterverkauft wird.

Vertrieb & Nachhaltigkeit

Bijou setzt auf eine nachhaltige und regionale Produktionsweise. Es werden keine Konservierungsstoffe und möglichst regionale Zutaten verwendet. Die Photovoltaikanlage über den Mitarbeiterparkplätzen dient der Energiegewinnung. Je nach Jahreszeit gibt es auch saisonale Verpackungen und Produkte. Der Vertrieb erfolgt über eigene Filialen (4 Stück), Wochenmärkte, regionale Läden und den Online-Handel – letzterer macht über 70 % des Umsatzes aus. Kein Export, keine Belieferung von Großmärkten.

Hygiene & Reinigung

Die Hygienestandards sind streng. Die Mitarbeiter in der Verpackung tragen Kopfbedeckung, Kittel und spezielle Schuhe. Anstelle von Alltagskleidung haben die Bäcker zusätzlich vorgeschriebene Hosen. Nach jeder Produktion erfolgt eine Reinigung, einmal wöchentlich eine Grundreinigung, und einmal jährlich in den Sommerferien eine vollständige Komplettreinigung.

Fazit

Die Bäckerei Bijou vereint handwerkliche Tradition mit modernster Technik. Die hohe Qualität der Produkte, die nachhaltige Produktionsweise und die effiziente Organisation beeindruckten uns. Besonders die Kombination aus regionalen Zutaten, hohen Hygienestandards und innovativen Produktionsprozessen macht Bijou zu einem herausragenden Unternehmen in der Branche.

Bei unserer Ankunft in Saint-Yrieix-la-Perche wurden wir herzlich von den französischen Berufsschülern empfangen. Sie organisierten einen Spieleabend, bei dem sie uns typische französische Spiele in den deutsch-französischen Kleingruppen vorstellten. Natürlich brachten auch wir einige klassische deutsche Gemeinschaftsspiele mit ein, sodass ein abwechslungsreicher und lustiger Abend entstand.

Anschließend gab es ein gemeinsames Abendessen, bei dem tauschten wir uns weiter aus und lernten uns besser kennen. Dabei wurden auch Kontaktdaten ausgetauscht. Die Sprachbarriere zwischen uns wurde dank den Handys und den Übersetzter Apps schnell überwunden. So entstanden Begegnungen, die ohne einen solchen Schüleraustausch nicht möglich wären.

Freitag, 04.04.2025

Nach dem Frühstück bestand die Möglichkeit eines Besuchs mit anschließendem Einkauf im schuleigenen Hofladen. Dort fand man unterschiedliche Produkte, aus den über Frankreich verstreuten Lehranstalten, sogar ein Produkt (Kichererbsen) aus der Partnerschule Triesdorf war im Sortiment.

Als nächste Station stand ein Besuch bei der Vermarkter Genossenschaft Limdor auf dem Plan. Wir wurden zunächst in zwei Gruppen aufgeteilt, die nacheinander zwei unterschiedliche Produktionszweige der Genossenschaft anschauen durften, Honig und Äpfel. Ein dritter Produktionszweig ist die Verarbeitung von Maronen (Esskastanien).

Freitag Limdor bearb paintIn der Apfelverarbeitung werden 100 Festangestellte und 30 Zeitarbeitskräfte beschäftigt. Insgesamt werden in einem Jahr um die 20.000 t Äpfel verarbeitet, die von den 55 teilhabenden Landwirten aus der Region in ihren über 530 ha großen Apfelplantagen ab September geerntet werden. Die Menge reicht nahezu aus, um den Bedarf eines Jahres abzudecken (bis August). Bei der Annahme wird die Qualität bestimmt. Die in den Kisten liegenden Äpfel werden in den Kühlkammern gestapelt und bis zur Weiterverarbeitung gelagert. In diesen Kammern herrscht eine dauerhafte Temperatur von 0-2° C und der Luft wird der Sauerstoff bis auf ca. 2% entzogen, um den Alterungsprozess zu verlangsamen und die Lagerdauer zu erhöhen. Es gibt 33 verschiede Kühlkammern, in jede davon passen 500 t Äpfel. Die restlichen Äpfel werden von anderen Genossenschaften eingelagert.

Anhand der erhobenen Daten wird entschieden welche Kammern zuerst in den Handel kommen. Zunächst werden die Äpfel nach Größe, Aussehen, Zustand und Gewicht sortiert und anschließend in Kisten zwischengelagert. Während dieses Vorgangs schwimmen die Äpfel im Wasser, um Beschädigungen zu vermeiden. Final werden die Äpfel in die vom Handel gewünschten Größen verpackt. Dies geschieht maschinell, sowie händisch.

80 % der Äpfel werden in Frankreich vermarktet, lediglich 20 % gehen in den Export. Die Bezahlung der Landwirte erfolgt monatlich anhand eines errechneten Betrages final wird im Oktober abgerechnet sowie anhand der tatsächlich gelieferten Ware. Durch diese Form der Vermarktung kann die Genossenschaft einen Preis zwischen 80 ct und 1€ pro Kilo erzielen. Die Kosten für die Verarbeitung betragen 35 ct pro Kilo, daraus ergeben sich ca. 50 ct, die für den Landwirt bleiben. Durch einen Zusammenschluss in einer Genossenschaft kann der einzelne Landwirt einen besseren Preis pro Kilo erreichen.

Freitag Honigverarbeitung 2 bearb paintAnschließend durften wir noch die kleinste Honigverarbeitung der Region besichtigen. Dort wird der Honig von fünf Imkern, das sind 2200 Bienenstöcke (12 t), verarbeitet. Insgesamt arbeiten dort vier Festangestellte. Die Annahme erfolgt von Mai bis August. Während der Anlieferung werden Daten wie Herkunft, Name des Imkers und Anzahl der angelieferten Rahmen erfasst, um die Nachvollziehbarkeit der Herkunft zu gewährleisten. Nach der Anlieferung erfolgt die Lagerung im Warmraum. Dieser hat konstant eine Temperatur von 30° C und die Luft wird entfeuchtet. Man verhindert damit einen zu hohen Wassergehalt – dieser darf nicht mehr als 20 % betragen – und in Folge das Gären des Honigs.

Zudem werden die Honige der verschiedenen Imker getrennt gelagert, um eine Vermischung zu vermeiden und somit der Nachweisbarkeit der Herkunft gerecht zu werden. In diesem Warmraum lagert der Honig in den Rahmen bis zu seiner weiteren Verarbeitung. Aus den Waben getrennt wird der Honig im Arbeitsraum. Hier werden die Waben in eine Maschine eingespannt, die den Deckel der einzelnen Waben ablöst und den Honig freilegt. Danach erfolgt das Schleudern. Der Honig wird im Folgenden mehrmals gefiltert und ruhen gelassen, um das aufschwimmende Wachs abzuschöpfen. Dabei wird kein Honig verschwendet.

Der Honig wird im Kühlraum bis zu seiner Abfüllung in 200 l Fässern gelagert, dies vermeidet Arbeitsspitzen und der Honig wird nicht geschädigt. Auch hier ist jederzeit der Honig zu seinem Ursprung rückverfolgbar. Zum Schluss wird der Honig in verschiedene Gläser abgefüllt und etikettiert. Die Glasgrößen legt der Händler fest. Die Vermarktung erfolgt größtenteils innerhalb Frankreichs aber größtenteils nicht in der Herstellungsregion. Der Honigpreis in Frankreich liegt derzeit zwischen 17-18 € pro Kilo, dies reicht meist nicht für einen zufriedenstellenden Gewinn.

Nach dem Mittagessen in unserer Partnerschule fuhren wir mit unserem Reisebus nach Limoges in die Innenstadt. Dort genossen wir eine kleine Stadtführung. Am Marktplatz angekommen, stand der weitere Nachmittag zur freien Verfügung in Gruppen. Viele von uns genossen das Bummeln in den Gassen der wunderschönen Altstadt. Andere wiederum erkundeten die kulinarische Welt Frankreichs mit Kuchen, Macarons und einem Kaffee. Weiterhin konnte Limoges mit Sehenswürdigkeiten wie der Kathedrale oder dem botanischen Garten beeindrucken. Im Großen und Ganzen ein äußerst gelungener Tag.

Samstag, 05.04.2025

Nach fast viereinhalb Stunden machten wir auf einem Autobahnrasthof vor Paris Rast, um uns mit Snacks zu stärken. Warum? PARIS wartete!

Samstag Paris 1 bearb paintParis, eine Reise durch Geschichte und Kultur.

Paris, die Stadt der Lichter, ist nicht nur bekannt für ihre atemberaubenden Sehenswürdigkeiten, sondern auch für ihre reiche Geschichte und kulturellen Schätze. Während unserer Stadtführung durch die französische Hauptstadt entdeckten wir zahlreiche Orte, die von der Vergangenheit bis in die Gegenwart reichen. Hier sind einige der faszinierendsten Highlights, die uns auf eine spannende Zeitreise mitnehmen.

Der Eiffelturm - Symbol von Paris

Samstag Paris 3 bearbUnser erster Halt in der Stadt mit 2,2 Millionen Einwohnern war der Eiffelturm. Nach kurzem Fotostopp trafen wir hier auf unsere Stadtführerin Elise. Der Eiffelturm, 1889 für die Weltausstellung gebaut, ist heute das Wahrzeichen von Paris. Er war ursprünglich der höchste Turm der Welt und behält diesen Titel für 44 Jahre, bis das Empire State Building in New York fertiggestellt wurde. Der Turm, der von dem Ingenieur Gustave Eiffel entworfen wurde, ist 30 Meter hoch. Zu seiner Erbauung war er eine große technische Leistung und wurde von vielen als unpassend für Paris angesehen- doch heute ist er untrennbar mit der Stadt verbunden.

Marsfeld und Invalidendom

Das Marsfeld, benannt nach dem römischen Gott des Krieges, Mars, war einst der Ort einer militärischen Akademie. Heute finden hier gelegentlich sportliche Ereignisse statt, wie zum Beispiel das Beach-Volleyball-Turnier der Olympischen Spiele 2024. In der Nähe befindet sich der Invalidendom, ein ehemaliges Krankenhaus, das Ludwig XIV. für Kranke und verwundete Soldaten gründete. Es dient heute als Museum und beherbergt das Grab von Napoleon Bonaparte.

Der Louvre – ein Symbol der Revolution

Der Louvre, eines der größten und bekanntesten Museen der Welt, wurde ursprünglich als königliche Residenz erbaut. Während der Französischen Revolution wird er in ein Museum umgewandelt. Heute beherbergt er mehr als 35.000 Kunstwerke, darunter die weltberühmte „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci. Der Louvre zieht jährlich etwa 9 Millionen Besucher an und ist ein Muss für jeden Paris Besucher. Auch an diesem Samstag waren bei knappen 27°C viele Leute in der Stadt unterwegs.

Notre-Dame und das Wiederaufbauprojekt

Die Kathedrale Notre-Dame, eines der beeindruckenden gotischen Bauwerke der Welt, wurde 2019 durch ein verheerendes Feuer beschädigt. Der Wiederaufbau, der mit rund 850 Millionen Euro fast vollständig durch private Spenden finanziert wird, ist nun fast abgeschlossen und soll in wenigen Jahren fertiggestellt sein. Die Kathedrale bleibt eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt und kann kostenlos besichtigt werden.

Der Triumphbogen – Monument der französischen Geschichte

Der Triumphbogen, der 1806 von Napoleon Bonaparte in Auftrag gegeben wurde, steht stolz am Ende der berühmten Avenue des Camps-Èlysèes. Er wurde zur Erinnerung an die Siege des Kaisers während seiner Herrschaft erbaut und 1836 fertiggestellt. Unter dem Bogen befindet sich das Grab des unbekannten Soldaten, welches an die Opfer des Ersten Weltkriegs erinnert.

Der Place da le Concorde und der Obelisk von Luxor

Der Place da le Concorde, der größte Platz in Paris, ist berühmt für den Obelisk von Luxor, der mehr als 3.000 Jahre alt ist. Dieser wurde als Geschenk Ägyptens an Frankreich überreicht und stammt ursprünglich aus dem Tempel von Karnak. Der Platz war einst der Schauplatz öffentlicher Hinrichtungen, darunter die von König Ludwig XVI. während der Französischen Revolution, ca. 1100 Personen ließen hier mit der Guillotine ihr Leben.

Das Pantheon – Das Grabmal großer Persönlichkeiten

Ursprünglich als Kirche geplant, wird das Pantheon nach der Französischen Revolution zu einem nationalen Denkmal. Hier ruhen 86 der berühmtesten Persönlichkeiten Frankreichs, darunter Voltaire, Rousseau und Marie Curie die erste von derzeit acht Frauen, die dort beerdigt wurden.

Die Seine

Die Seine, die sich 17 km durch das Herz von Paris schlängelt, ist nicht nur ein malerischer Fluss, sondern auch ein beutendes Symbol der Stadt. Entlang des Flusses finden wir zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie die „Pont des Arts“, die berühmt für ihre Liebesschlösser ist, und die ^lle de la Citè, die als Ursprungsort von Paris gilt. Die Brücke „Pont Alexander III“, benannt nach dem russischen Zaren, bietet uns einen atemberaubenden Blick auf den Fluss und die Stadt.

Die moderne Seite von Paris - Das goldene Dreieck und die Oper

Das „goldene Dreieck“ von Paris, ein luxuriöses Viertel umfasst die Avenue Montaigne, die Avenue George V. und die Rue Rancois 1er. Hier finden wir die exklusivsten Modehäuser der Welt, darunter das ursprüngliche Dior-Geschäft, das heute ein Museum ist. In der Nähe befindet sich auch die berühmte Opera Garnier, ein architektonisches Meisterwerk, das von Charles Garnier entworfen wurde. Es gilt als eines der schönsten Opernhäuser der Welt und befindet sich gerade in der Restauration.

In der anschließenden Freizeit konnten wir von der Terrasse der Galeries Lafayette den atemberaubenden Blick auf die Stadt genießen, ein Croissant und Café in einer Boulangerie zu sich nehmen, an der Seine entlang schlendern oder dem Shopping nachgehen, bevor wir uns um 22.30 Uhr dann auf den Weg nach Hause machten.

Wir bedanken uns herzlich für die finanzielle Unterstützung des Schüleraustauschs nach Frankreich, die durch das Deutsch-Französische Jugendwerk und den Bezirk Mittelfranken bereitgestellt wurde. Diese Förderung hat es unseren Schülerinnen und Schülern ermöglicht, wertvolle interkulturelle Erfahrungen zu sammeln.

Text: Schülerinnen und Schüler der Klassen L 11a, L11b, L12b, FAS11b, M11a, HDL23, HDL24 und K. Eff (OStRin)

Bilder: Schülerinnen und Schüler der Klassen L 11a, L11b, L12b, FAS11b, M11a, HDL23, HDL24 und K. Eff (OStRin)

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